Amphibienwanderung
Ist die Krötenpopulation am Übergang Niederndorf noch zu retten ?
Die Amphibiensammlung 2023 Mitte März bis Anfang April hat zu einem erschreckenden Ergebnis geführt. Insgesamt konnten am Krötenzaun zwischen Niederndorf und Obermichelbach nur noch 96 lebende Erdkröten gerettet und über die Straße gebracht werden. Aufgrund dessen, dass der Krötenzaun dieses Jahr viel zu spät aufgestellt wurde, wurden 84 Erdkröten an dieser Stelle überfahren. Besonders schlimm deshalb, weil die Kröten hier in ihrem Bestand sehr stark gefährdet sind. Im Jahr 2017 konnten die ehrenamtlichen Helfer hier noch 4.000 Kröten vor den Autos retten. Der Bestandsverlust wird auf die leeren Weiher und die Trockenheit der vergangenen Jahre zurückgeführt. Fragt man sich, ob es überhaupt noch Sinn macht einen Krötenzaun an dieser Stelle aufzustellen, so antworten wir mit einem klaren ja, denn aufgrund des stark zurückgegenen Bestands ist es um so wichtiger, dass die Kröten hier sicher zu ihren Laichgewässern kommen, wir dürfen diese Krötenpopulation nicht aufgeben und wollen den Bestand wieder aufbauen - jede Kröte zählt.
Erdkrötenpopulation bei Niederndorf
Die Winterruhe der Erdkröte ist früh vorbei. Je nach Wetterlage wandert die Erdkröte schon Ende Februar / Anfang März zu ihrem Laichgewässer. Der Kreisbauhof von Heßdorf stellt im Februar an der Straße von Niederndorf nach Obermichelbach die Fangzäune auf. Sobald der Zaun steht, müssen täglich die Amphibien an den Fangzäunen gesammelt und über die Straße getragen werden. Dabei werden auch Art und Anzahl der Amphibien notiert. Die Saison erstreckt sich über ca. 2 Monate. Diese Aktion macht allen Aktiven doppelt Freude, zum einen retten wir hier die Erdkröten vor dem sicheren Verkehrstod und zum anderen ist es toll zu sehen mit welcher Begeisterung neue Aktive bei der Sache sind, denn sowohl für Kinder, aber auch für Erwachsene ist es ein einmaliges Erlebnis diese dämmerungs- und nachtaktiven Tiere so hautnah zu erleben.
Neben dem Straßenverkehr hat die Erdkrötenpopulation bei Niederndorf ein weiteres sehr großes Problem, dies ist die zunehmende Wasserknappheit. Mit großer Sorge beobachten wir die beiden Weiher neben der Straße, der Wasserstand sinkt von Jahr zu Jahr. Mit Hilfe der Teichbesitzer versuchen wir den Wasserstand auf einem gerade noch akzeptablen Stand zu halten. Sollte dies nicht gelingen, so wäre die gesamte Erdkrötenpopulation bei Niederndorf in ihrem Bestand gefährdet. Das Risiko steigt hier enorm durch die weitere Versiegelung der Flächen und dem geplanten Straßenbau.
Montessori-Schüler aus Herzogenaurach retten Erdkröten (2022)
Einige Schüler der Montessori-Schule sind zusammen mit ihrer Lehrerin Bettina Bühner-Kässer zum Krötensammeln zum Kröten-Übergang zwischen Niederndorf und Obermichelbach gekommen. Elke Eisenack, die schon seit 1993 die Amphibien-Übergang-Betreuung organisiert, hat den Schülern einiges über die Amphibien erklärt, u.a. auch den Unterschied zwischen Kröten und Fröschen. Gemeinsam haben sie den Krötenschutzzaun und die Auffang-Eimer nach Kröten abgesucht. Die Kinder haben sich über jede Kröte gefreut, besonders groß war die Freude bei "Doppeldeckern", d.h. wenn die von einem Männchen umklammerten Weibchen im Eimer gefunden wurden. Die Kinder waren begeistert und bestaunten die piepsenden 40 gefundenen Erdkröten. Zusammen wurden die Kröten zum Ablaichen sorgfältig in den gegenüberliegenden Weihern ausgesetzt. Die letzten trockenen Jahre brachten leider einen Kröten-Schwund an diesem Übergang von 4.000 auf 366 Erdkröten. Im nächsten Jahr wollen die Kinder auf jeden Fall wiederkommen, also passen wir gut auf unsere Kröten auf.
Wissenswertes
Die Erdkröte ist nach dem Bundesnaturschutzgesetz (§7 Abs. 2 Nr. 13 BNatSchG) eine besonders geschützte Art.
Die Überlebenschance einer Erdkröte auf einer Straße, auf der 9 Autos in der Stunde fahren, liegt bei nur 20%. Diese Zahl macht deutlich wie wichtig die jährliche Amphibiensammlung ist.