Ein kulturhistorisches Naturdenkmal wird zerstört
Eine Beitrags-Serie von Dr. Hans Krautblatter und Helmut König
Betrachtet man den Höchstadter Westen, findet man ausgewiesen schutzbedürftige, Jahrhunderte alte Strukturen zwischen Aisch und Birkach. Zwischen Tälern parallel zu den Gewässern wurden Terrassen geschaffen, die früher als Anbaugebiete für Obst, Hopfen und sogar Wein geschaffen wurden, die heute noch ein naturhistorisches und ökologisches Kleinod darstellen.
Dies ist nun in Gefahr. Der Grund ist, Wirtschaft und ungezügeltes Wachstum ist für manche Lokalpolitiker heute das Maß aller Dinge, vor allem seit Höchstadt in die Liga der Mittelzentren aufgestiegen ist, und nun wachsen muss. Auf Biegen und Brechen.
„Je mehr ich die genannten Lebensräume untersuche, umso mehr wird mir klar, welch kostbaren Biotope uns hinterlassen wurden“, erklärt uns der renommierte und allseits im Landkreis bekannte Biologe Dr. Hans Krautblatter. Unsere Fachleute im BN können dies nur bestätigen.
Selbst die Presse bestätigt den bezaubernden Ausblick und das große Interesse der Höchstadter dies bei einem Spaziergang zu genießen und in Corona-Zeiten als Erholung zu nutzen.
Wollen Sie mehr über die Vielfalt um die Natur im Westen von Höchstadt erfahren, folgen Sie unseren Seiten über Häckersteig & Co. Aktuell stellt die Stadt Höchstadt einen neuen Flächennutzungsplan auf, der auf Jahr festlegt, wie unsere Umwelt gestaltet werden soll. Als Bürger haben Sie die Möglichkeit, Ihre Meinung dazu zu äußern. Das ist Ihr gutes Recht, und kann für Ihre Nachkommen wesentlich sein.
Aufstieg zum Mittelzentrum
Höchstadt ist wichtig für die umliegenden Dörfer. Es stellt zweifelsfrei ein Zentrum für umliegende Gemeinden dar. Dies enthebt Höchstadt aber nicht, mit dem Flächenverbrauch verschwenderisch umzugehen. Ein abschreckendes Beispiel dafür ist der massive Flächenbedarf des neuen Einkaufszentrums, das sicher im Umfeld gewünscht wurde, aber dann einen Parkplatz größer als bei der Nürnberger Metro ausweist. Die Bitte, die Fläche zu verkleinern, oder als Parkhaus zu gestalten, wurde abgewiesen.
Nun versucht man krampfhaft durch einen Shuttle-Service die verwaiste Innenstadt wieder zu beleben. Gerade in Corona-Zeiten aus unserer Sicht ein hilfloses Unterfangen.
Der lange Weg zum FNP & Landschaftsplan
Der Flächennutzungs- und Landschaftsplan (FNP & LP) wird von einer Kommune alle 15 Jahre aufgestellt, um einen Fahrplan aufzustellen, wie man mit Natur und Siedlungsflächen umgeht. Damit kann man Einfluss und Wirkung der Gemeindewünsche mittelfristig abschätzen. Fehlt dieser, oder braucht es Jahre, diesen zu erstellen, kann kein Eingriff in den Naturhaushalt seriös abgeschätzt werden, auch fehlt die Übersicht über relevante Biotope aus wissenschaftlicher Sicht.
Für Höchstadt warten wir schon seit 30 Jahren auf einen neuen Flächennutzungsplan. In allen anderen Gemeinden geht dies erheblich schneller.
Eine historische Flächendarstellung (1970-2020) zeigt den heute massiven Flächenverbrauch auf, den wir so nicht akzeptieren sollten. Boden ist auf unserer Erde nicht vermehrbar!
Höchstadts Zuwachs inklusive den Dörfern soll lt. aktuellem FNP um mehr als 20 % wachsen (über 130 ha). Nach dem Flächenschutzprogramm der Regierung dürften es lediglich 28 ha sein. Rechnet man die notwendigen Ausgleichsflächen dazu, wird es noch schlimmer. Selbst verglichen mit dem aktuellen Durchschnitt in Bayern liegt man um mehr als das Doppelte darüber.
Massiver Flächenverbrauch geplant
Meldung des Kreisvorsitzenden an Umwelt+Natur
Die Stadt Höchstadt hat nach 30 Jahren endlich einen neuen Flächennutzungs- und Landschaftsplan zur Aufstellung gebracht. Es war auch allerhöchste Zeit. Seit die Stadt zum Mittelzentrum erhoben wurde, wächst der Flächenbedarf massiv. Nun wurde von der Kreisgruppe eine erste Grobabschätzung der Flächenausweisungen abgegeben, und diese fällt absolut negativ aus. Eine ausführliche Analyse muss in den nächsten Wochen noch erfolgen.
Bezieht man die Flächen oder die Einwohnerzahlen der Stadt Höchstadt mit ihren Ortschaften auf den, von der Regierung (Flächensparen) gewünschten Flächenverbrauch von 5ha/Tag als Basis, und rechnet man mit einer Gültigkeitsdauer der Planung von 15 Jahren, dann verbraucht Höchstadt mindesten das 4-fache des bayerischen Durchschnitts. Selbst bezogen auf den aktuellen Flächenverbrauch von 10ha/Tag (LfU) ist das immer noch mehr als das Doppelte des Bayerndurchschnitts.
Hierbei sind die freien oder zwischenzeitlich wieder unbenutzten Flächen noch gar nicht miteingerechnet. Aus Sicht des Naturschutzes stehen dabei zwei Standorte besonders im Fokus: Der Häckersteig und das Aischtal. Der Häckersteig, eine alte, absolut schützenswerte Terrassenlandschaft, die unbedingt erhalten werden muss. In der Aischaue ein geplantes Gewerbe- und Industriegebiet, eingelagert in eine vorhandene Teichlandschaft am Schwarzenbachgraben, obwohl im Osten Höchstadts bereits ein großes, teilweise lückiges Gewerbegebiet (Am Aischpark) existiert.
Nun sind die Planungsunterlagen zugänglich, wir werden diese im Detail prüfen. Wir hoffen, dass der Stadtrat noch zu der Überzeugung kommt, dass es so nicht weitergehen kann. Erste Kommentare aus dem Gremium lassen aber bisher wenig Umdenken erkennen.
Helmut König
1. Kreisvorsitzender
Vorstellungen der Kommunalpolitik
Aussagen von Kommunalpolitikern zu den Themen zur Planung, zur Innenraumentwicklung, zum Flächenverbrauch, zu den Versäumnissen der letzten Jahre. Man hat den Eindruck, man ist noch im letzten Jahrhundert.
JL: „Höchstadt braucht dringend Wohnbebauung, um als Mittelzentrum mit Neubürgern und wirtschaftlichem Potenzial wachsen zu können.“ (Bürgermeister Brehm)
CSU: „Die 24,5ha [Reduzierung Häckersteig] wären ein Kompromiss. Die vorgeschlagenen 9,2ha von Naturschützern wären nicht ausreichend.“ (Fraktionsvorsitzender Schulz)
Grüne: „Ein Kompromissvorschlag für ein deutlich kleineres Baugebiet sei zumindest diskussionswert.“ (Winkler)
SPD: Diejenigen, die sich jetzt als absolute Profis und Beschützer der Natur aufspielen, haben selber ihre Grundstücke einst von schönen, prächtigen Hecken befreit.“ (Hänjes)
AfD: „Würden am Trimm-Dich-Pfad noch weitere Windräder geplant, dann wären diese Grünen die ersten, die bereit wären, weiteren Wald dafür zu roden.“ (Beßler)
Aussagen nachzulesen im Fränkischen Tag vom 05.10.2020
Die Regierung fordert schon seit Jahrzehnten, Flächenverbrauch zu reduzieren. Wir erkennen keine erfolgversprechenden Anstrengungen bei den meisten Höchstadter Lokalpolitikern wie auch Behörden, diese auch wirklich zu realisieren. Halbherzige Aufträge an Ingenieursbüros, mal eine Umfrage zur Flächenbelegung zu machen, reichen dazu nicht. Es benötigt ein Flächenmanagement, das seinen Namen auch würdig ist. Offenlegung aller unbebauten Flächen, Berücksichtigung in Baulandsausweisungen, Änderung von Bebauungsplänen, offenes Kataster für Bauwillige, Begrenzung von Baufristen innerhalb von Baugebieten.