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Pressemitteilungen/Stellungnahmen/Öffentliche Briefe


09.12.2022 - Nahwärmenetz Adelsdorf

Wir befürworten das geplante Heizhaus am Rande der Aischwiesen, da es keinen alternativen Standort gibt, um die Wärmeversorgung effektiv zu ermöglichen.

Wir müssen aber darauf hinweisen, dass das Verbrennen von Holz ohne eine kaskadierende Vornutzung schädlich für die aktuelle Klimaproblematik ist. Das erlaubte CO2-Budget wird dadurch zusätzlich belastet. Daher sollte so viel wie möglich durch weniger CO2-belastete Wärmeerzeugung realisiert werden (z.B. Solarthermie, Geothermie, Wärmepumpen, etc.). Auch sollte miteinkalkuliert werden, später die Verbrennungsöfen für andere Brennstoffe umzurüsten (z.B. Grünes Gas) oder durch andere Technologien zu ersetzen.

Außerdem darf nur Holz aus dem lokalen Umfeld verwendet werden. Es muss sichergestellt werden, dass eine Regeneration des Kohlenstoffbestandes im zeitlichen Rahmen der Klimaziele weitestgehend sichergestellt wird.

Für Rückfragen:
Helmut König, Vorsitzender


02.12.2022 - PV-Freiflächenanlage Medbach

Das Plangebiet wird von uns als geeignet für eine PV-Freiflächenanlage eingestuft und liegt außerhalb von naturschutzrelevanten Ausschlussgebieten. Die Ausführung und die Maßnahmen entsprechen weitestgehend unserem Kriterienkatalog.

Der BN priorisiert Photovoltaik auf Dächern, an Fassaden und technischen Infrastrukturen. Das Potenzial der Photovoltaik auf Dächern und an Gebäuden kann aber bei weitem nicht ausgeschöpft werden. Photovoltaik auf Dächern ist in einem vertretbaren Zeithorizont, den uns die Klimakrise lässt, nicht realisierbar. Daher sind Freiflächenanlagen notwendig, soweit sie umweltverträgliche Bedingungen erfüllen.

Diese sind aus unserer Sicht im vorliegenden Fall erfüllt. Wir bestätigen, dass im Umfeld keinerlei Schutzgebiete oder Vorrangflächen des Naturschutzes vorhanden sind, die bedroht werden. Auch das Landschaftsbild wird nicht übermäßig beeinträchtigt.

PV-Freiflächenanlagen können bei richtiger Planung und Pflege einen zusätzlichen Gewinn für die Biodiversität bedeuten und damit wertvolle Trittsteine in der offenen Agrarlandschaft und Elemente eines Biotopverbundes sein. Wir unterstützen die Vorgaben der Triesdorfer Biodiversitätsstrategie für PV-Anlagen und weisen zusätzlich auf die Möglichkeit einer Zertifizierung hin.

Für Rückfragen:
Helmut König, Vorsitzender


Landkreis Erlangen-Höchstadt liegt im Mittelfeld beim Ausbau der Erneuerbaren

Der BUND Naturschutz (BN) hat Versorgung mit Photovoltaik und Windkraft auf regionaler Ebene untersucht und große Unterschiede zwischen den Regionen festgestellt. Besonders die Großstädte und einige ländliche Regionen hinken hinterher. Landkreis Erlangen-Höchstadt gehört zum Mittelfeld.
Bayern hinkt bei der Energiewende im Deutschlandvergleich hinterher, insbesondere der Ausbau der wichtigen Windkraft ist im Freistaat in den letzten Jahren durch die 10h-Abstandsregel fast vollständig zum Erliegen gekommen. Im bundesweiten Vergleich ist Bayern hier Vorletzter in Bezug auf die Landesfläche. Und auch bei der Photovoltaik ist Bayern auf die Fläche bezogen nur auf Platz sieben zu finden. Dabei gibt es innerhalb Bayerns große Unterschiede zwischen den Landkreisen.
Der Landkreis Erlangen-Höchstadt geht mit gutem Vorbild voran und nimmt im landesweiten Vergleich zwischen 96 Landkreisen und kreisfreien Städten immerhin Platz 38 ein. 33 Prozent des derzeitigen eigenen Gesamtstromverbrauchs werden durch Windenergie und durch Photovoltaik erzeugt. „Aber auch bei uns im Landkreis wird ein weiterer Ausbau der Erneuerbaren Energien benötigt, da sich durch die Elektrifizierung der Wärmeversorgung und von weiten Bereichen des Verkehrssektors der Strombedarf bis 2040 ungefähr verdoppeln wird. Deshalb muss auch Landkreis Erlangen-Höchstadt weiter Photovoltaik und Windkraft voranbringen!“, erklärt Energielotse Wolfgang Schwering der BN-Kreisgruppe Höchstadt-Herzogenaurach.
Der digitale Energie-Atlas der Staatsregierung verdeutlicht die regionalen Unterschiede: Während die Spitzenreiter 120 Prozent ihres Strombedarfs mit Wind- und Solarenergie decken können, hinken die Schlusslichter mit gerade einmal einem Prozent hinterher. Weit abgeschlagen am Tabellenende sind besonders Bayerns Großstädte, aber auch im ländlichen Raum besteht noch enormes Ausbau- und Aufholpotential für eine erfolgreiche Energiewende.
„Nur eine erfolgreiche Energiewende ermöglicht uns, die Klimaziele einzuhalten, garantiert Energieunabhängigkeit von Autokraten und fördert somit Frieden und Freiheit. Und ganz nebenbei sind erneuerbare Energien die kostengünstigsten Quellen und ermöglichen langfristig günstigere Energiepreise für alle!“, unterstreicht Wolfgang Schwering.
Daher fordert die Kreisgruppe Höchstadt-Herzogenaurach des BN einen klaren Plan, wie Landkreis Erlangen-Höchstadt den Ausbau der Erneuerbaren Energien Photovoltaik und Windkraft voranbringen will. Für den BN gehören eine schnellstmögliche Ausweisung von zwei Prozent der Landesfläche für Windkraft und eine Solarpflicht für allen Neubauten unbedingt dazu. „Lassen Sie uns gemeinsam weiter vorangehen und dabei unsere Energieversorgung sichern und unser Klima schützen!“, so Wolfgang Schwering.
Auch naturverträgliche Photovoltaik-Freiflächenanlagen (PV-FFA) sollten weiter ausgebaut werden. Dazu hat eine Arbeitsgruppe aus den BN Kreisgruppen Höchstadt-Herzogenaurach und Erlangen, des Vereins Energiewende ER(H)langen und der Kreisgruppe des Landesbund für Vogelschutz (LBV) in ER/ERH im Juni 2022 Ergebnisse ihrer aktuellen Landschaftsraumanalyse zur Identifizierung potenziell geeigneter Fläche vorgestellt.

Für Rückfragen:
Wolfgang Schwering, Energielotse Kreisgruppe, w.schwering@gmx.de


18.11.2022 - Zerstörung eines geschützten Feuchtbiotops

Der BN wehrt sich vehement gegen die Zerstörung eines Feuchtgebietes in der Bachaue am Südrand von Hammerbach. „Hier soll ein Feuchtbiotop zerstört werden, obwohl es günstigere Alternativen für die Baumaßnahmen gäbe“, erklärt der Kreisvorsitzende Helmut König. „Die Feuchtfläche wurde sogar als Biotop entwidmet.“

Bei der Maßnahme handelt es sich um die Verlegung eines unterirdischen Mischwasser-Kanals samt breitem Wirtschaftsweg und Wendehammer durch eine Feuchtfläche in der naturnah entwickelten Aue des Welkenbachs. Bereits Ende 2021 wurde von Horst Eisenack, dem zweiten Vorsitzenden der BN Ortsgruppe, eine erste Stellungnahme an die Stadt Herzogenaurach abgegeben, die mehrere Alternativen und Vorschläge aufzeigte, wie das Feuchtbiotop verschont werden könnte. Diese Vorschläge seien nur oberflächlich beantwortet worden. Gemäß dem ausgelegten Erläuterungsbericht „bietet die Planung nicht einmal einen Ausgleich an und die Biotopwürdigkeit und geschützten Biotope wurden nicht als solche erkannt“, so Eisenack.

Die Kreisgruppe hat hierzu eigens eine fachgutachterliche Einschätzung vornehmen lassen. Das Ergebnis ist eindeutig: Das Biotop entspreche zwar nicht mehr dem ursprünglichen Biotoptyp einer Nasswiese aus dem Jahr 1985, stelle aber immer noch einen wertvollen Biotopkomplex aus verschiedenen, teils gesetzlich geschützten Feuchtlebensräumen mit einem naturnahen Abschnitt des Welkenbachs dar. Insgesamt habe sich die Biotopfläche seither durch naturnahe Entwicklung sogar vergrößert, da sich der Bachlauf naturnah entwickelt hat und inzwischen sogar vom streng geschützten Biber besiedelt ist. „Die Verkennung der auch aktuell noch gegebenen Biotopwürdigkeit und Ignorierung des gesetzlichen Schutzes von Uferhochstaudenfluren, Großseggenrieden und Auengebüsche stellen einen eklatanten Planungsfehler dar.“ beschreibt Eisenack. Das Mindeste sei, dass die Lebensraum-Zerstörungen korrekt dargestellt und gewürdigt werden, statt Biotope einfach zu negieren. Nötig sei eine Korrektur der Planungsgrundlagen und echte Prüfung der Alternativen. Unvermeidbare Eingriffe müssten durch adäquate Ausgleichsmaßnahmen in der Bachaue kompensiert werden.

Für Rückfragen:
Helmut König, Kreisvorsitzender
Dr. Horst Eisenack, 2. Ortsvorsitzender Herzogenaurach


17.10.2022 - Flächenfraß stoppen, Energiewende voranbringen

Bei einer Pressefahrt im Raum Höchstadt/Aisch zum Gewerbegebiet Höchstadt-Nord, zum geplanten Baugebiet am Häckersteig und in das Windvorranggebiet bei Lonnerstadt verdeutlichten Vertreter des BUND Naturschutz den dringenden Handlungsbedarf. Sie wurden begleitet vom Landtagsabgeordneten Christian Zwanziger, Sprecher für Landesentwicklung und Tourismus der Grünen Landtagsfraktion.

Zwei Herausforderungen stehen in der Umweltpolitik Bayerns an oberster Stelle: Die Klimakrise und der Flächenverbrauch, letzterer ist besonders treibend beim Energieverbrauch und wichtige Ursache des Artensterbens. Beide Themen zeigen sich im Landkreis Erlangen-Höchstadt derzeit besonders intensiv. Entsprechend erschüttert zeigten sich die Umweltschützer im Norden von Höchstadt/Aisch angesichts des in den letzten Jahren dort gewachsenen Gewerbegebietes Höchstadt-Ost. Es hat eine Fläche von 106 Hektar oder 150 Fußballfelder. Nun sind weitere 35 Hektar vorgesehen.
 
Der BN-Landesvorsitzende Richard Mergner erklärte: „Höchstadt an der Aisch ist in der Region besonders ‚gefräßig‘. Die riesigen Flächen, die hier ausgewiesen und vor allem flach und damit besonders flächenverbrauchend bebaut wurden, werden künftigen Generationen bei der Lebensmittelproduktion bitter fehlen. Die Stadt sollte unbedingt flächensparender planen, der neue Flächennutzungsplan wäre eine gute Gelegenheit, um umzusteuern.“

MdL Christian Zwanziger ergänzte: „Der Flächenverbrauch in Bayern ist mit 10,3 Hektar pro Tag ungebremst hoch. Die Staatsregierung verfehlt ihr eigenes Ziel, den Verbrauch auf fünf Hektar pro Tag zu begrenzen. Wir brauchen klare gesetzliche Rahmenbedingungen, die den Kommunen Orientierung liefern und die endliche Ressource Boden für Landwirtschaft, Natur und unsere Erholung schützen.“

Disperse Siedlungen, insbesondere die auf den KFZ-Verkehr ausgerichteten Gewerbegebiete verbrauchen besonders viel Energie. Der Energieverbrauch muss wegen der Klimakrise jedoch dringend reduziert werden. Dazu soll – auch nach dem Willen der Staatsregierung - künftig vorrangig Innenentwicklung betrieben werden. Dies schreibt auch das Baugesetzbuch vor. Trotzdem werden immer wieder große Gewerbegebiete auf der grünen Wiese ausgewiesen.

Helmut König, 1. Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Höchstadt-Herzogenaurach dazu: „Obwohl längst nicht alle Flächen im Gewerbegebiet bebaut sind und erste Gebäude bereits wieder ungenutzt herumstehen, plante die Stadt ein weiteres Gewerbegebiet am Schwarzenbachgrund. Es wäre völlig falsch, dort weitere Gewerbeflächen anzusiedeln, zumal hier das Grundwasser und eines der besonders wichtigen Kiebitzgebiete gefährdet würden. Nach dem letzten Hochwasser 2021 am Schwarzenbach kamen zwar die Rathausfraktionen zu der Erkenntnis, dass das Planungsbüro ein untaugliches Gewerbegebiet im Flächennutzungsplan vorgeschlagen hat, nun also ein Ersatz nötig wird. Der neue Standort ist uns noch nicht bekannt.“

Als zweite Station der Tour wurde das von der Stadt geplante Wohnbaugebiet am Häckersteig besichtigt. Hier stieß die Vertreterin der Bürgerbegehren „Rettet den Häckersteig/Schwarzenbachgrund“, Petra Deinlein-Wieland dazu: „Mit dem geplanten Flächennutzungsplan würde der Flächenfraß ausgeweitet. Wir wollen den Flächenverbrauch der Stadt reduzieren und auch langfristig eine in Nordbayern einzigartige Terrassenlandschaft erhalten. Dafür haben wir die Bürgerbegehren gestartet und hoffen auf noch viele weitere Unterstützerinnen und Unterstützer.“ Das Heckengebiet beherbergt auch artenreiche Blühwiesen mit bis zu 200, zum Teil hochgeschützte Pflanzen. "Ein Paradies für Heckenbrüter.“

Zwanziger erklärt: „In der Stadt Höchstadt gibt es zahlreiche bebaubare Grundstücke, die bisher nicht genutzt werden. Statt immer neue Baugebiete im Außenbereich auszuweisen, für die es zusätzliche Infrastruktur – Straßen, Kanalisation usw. – braucht, die auch Geld kostet, sollte mehr Energie in die Aktivierung bisher unbebauter oder leerstehender Grundstücke gesteckt werden. Im Landtag setze ich mich dafür ein, dass Kommunen alle Möglichkeiten bekommen diese Innenentwicklung, die auch der Bayerische Gemeindetag fordert, zu betreiben. Bisher sperrt sich die CSU/FW-Regierung dagegen.“

Zwei Kilometer nördlich des Ortsrandes von Lonnerstadt liegt das ausgewiesene Vorranggebiet für Windkraftanlagen. Mehrere Windräder liefern hier seit Jahren umweltfreundlichen Strom. Mit einem Pilotprojekt zur Kombination Windkraftvorranggebiet und Fotovoltaik könnte Lonnerstadt Geschichte schreiben. „Das gleiche Problem liegt im naheliegenden Mühlhausen vor. Es zeigt sich auch, dass manche Vorschriften zur sinnvollen Standortwahl erneuerbarer Energien überdacht werden müssen“, findet König.

Mergner erklärt dazu: „Der Sommer 2022 war auch im Landkreis Erlangen-Höchstadt ein weiterer Extremsommer, die Dürre hat auch hier erbarmungslos zugeschlagen. Damit uns die Klimakrise nicht die Zukunft raubt, müssen wir bei der Energiewende viel besser vorankommen. Wir unterstützen deshalb das Pilotprojekt zur Platzierung von Fotovoltaik-Freiflächen im Windkraftvorranggebiet am Roten Berg nördlich Lonnerstadt.“

MdL Christian Zwanziger: „Wind- und Sonnenstrom vor Ort machen uns unabhängiger und unsere Energieversorgung verlässlicher. Das war schon vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine wichtig, aber ist jetzt noch drängender. Ich finde klasse, dass Lonnerstadt so sehr auf Erneuerbare Energien setzt. Ich bin froh, dass nun endlich auch das bayerische Wirtschaftsministerium den Weg für eine Doppelnutzung der Fläche für Photovoltaik zusätzlich zur Windkraft frei macht. Entgegen dem, was Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger meinte, gab es nach meiner Kenntnis aus Sicht des Bundesministeriums nie Bedenken oder Einwende, solange die vorrangige Nutzung nicht behindert wird. Das Habeck-Ministerium hat das auch schriftlich klargestellt. Sei es drum. Besser spät als nie.“

Für Rückfragen:
Helmut König, Kreisvorsitzender


02.09.2022 - Ausgleichsflächen für Aischtalring überdenken

Der BN hat zur abschließenden Baugebietsplanung zum Aischtalring westlich von Aisch in seiner Stellungnahme gebeten, die Ausgleichsflächen zu überdenken. Abgesehen von der fehlenden Verpflichtung zu Solaranlagen in einem Neubaugebiet lehnen wir die gewählten Ausgleichsflächen für den Verlust von Brutflächen von Kiebitz und Feldlerche im Planungsgebiet ab.

Die Adelsdorfer „Klimaoffensive“ muss das Ziel haben, CO2 zu reduzieren. Aus heutiger Sicht sollte bei Neubaugebieten die Pflicht bestehen, Solaranlagen auf den Gebäuden zu installieren. Die Kosten sind lediglich ein geringer Bruchteil der Baukosten und mittelfristig wird sich die Investition amortisieren.

Eine isolierte Ausgleichsfläche, umgeben von maximal 100 Meter entferntem Wald, Gebüsch und Röhricht wird von Kiebitzen nicht angenommen. Außerdem ist die gewählte Fläche bereits Bestandteil des Moorweiherprogramms und hat bisher trotz naturschutzfachlicher Aufwertung keine Kiebitze angezogen. Daher lehnen wir diese Fläche ab.

Ebenso liegt die Ausgleichsfläche für die Feldlerchen abgeschieden und eingeengt in einer Waldlichtung direkt an der Autobahn A3. Diese Fläche wurde vom BN als PV-Freiflächenanlage vorgeschlagen und im Entwurf des Flächennutzungsplans der Stadt Höchstadt wird sie bereits als PV-Sonderfläche ausgewiesen.
Auch die Auslagerung der Ausgleichsflächen in benachbarte Gemeinden sehen wir problematisch, da damit der lokale Artenverlust im Gemeindegebiet gefördert wird.

Für Rückfragen:
Helmut König, Kreisvorsitzender


15.08.2022 - Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke

Die Kreisgruppen Höchstadt-Herzogenaurach und Erlangen des BUND Naturschutz in Bayern warnen vor unkalkulierbaren Risiken und kritisieren die derzeitigen Diskussionen über einen Streckbetrieb des Niederbayerischen Meilers Isar 2 scharf.

„Der BN hat jahrzehntelang für den Atomausstieg und die Energiewende vor Ort gekämpft, das werden wir jetzt auch verteidigen. Ein Weiterbetrieb ist mit unkalkulierbaren Risiken verbunden. Ich bin fassungslos, dass die bayerische Staatsregierung das Thema jetzt wieder hochkocht, nachdem sie jahrelang die Energiewende behindert hat. Atomenergie muss beendet und die Erneuerbaren massiv gefördert werden“, so der Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Erlangen Rainer Hartmann.

Ein Streckbetrieb sei ein Ausstieg aus dem Ausstieg unterstreicht Helmut König, Kreisvorsitzender von Höchstadt-Herzogenaurach: „Ist der Geist erst mal aus der Flasche, besteht die große Gefahr, dass es zu einem allgemeinen Wiedereinstig in die Atomkraft kommt. Dabei ist die Endlagerfrage immer noch nicht geklärt und die Brennstäbe kommen nach wie vor aus Russland und Kasachstan und sind nicht in kurzer Zeit verfügbar. Außerdem bestehe die Gefahr, dass aufgrund der schlechten Regelbarkeit der Kernkraftwerke die Erneuerbaren wieder abgeschaltet werden müssten und Geld in eine auslaufende Technologie auf Kosten der Steuerzahler investiert wird.“

Außerdem empfehle der BN seit Jahren die Prioritätsreihung „Energie sparen – Effizienz erhöhen – Erneuerbare nutzen“. Gerade beim Sparen seien noch viele Potentiale vorhanden. Hier sollte die Bayerische Staatsregierung ein umfangreiches Energiesparprogramm auflegen. Auch Stadt und Landkreis könnten hier mehr Aufklärung betreiben.

Alfons Zimmermann, Physiker im Vorstand der KG Höchstadt-Herzogenaurach ärgert sich über die falschen und populistischen Aussagen Söders. „Bayern ist keinesfalls an der Spitze der erneuerbaren Energien, wie behauptet. Es kommt auf den Flächenertrag an. Und da liegt Bayern trotz ausgebauter Wasserkraft lediglich im bundesweiten Mittelfeld. Das wäre so, wie wenn ein Großbauer stolz verkündete, dass er mit 200 Hektar deutlich mehr erntet als ein Kleinbauer mit 20 Hektar.“

Für Rückfragen:
Helmut König, Kreisvorsitzender


28.6.2022 - Potenzialanalyse für naturverträgliche Photovoltaik- Freiflächenanlagen

Eine Arbeitsgruppe aus den BUND Naturschutz (BN) KreisgruppenErlangen und Höchstadt-Herzogenaurach, des Vereins Energiewende ER(H)langen und der Kreisgruppe des Landesbund für Vogelschutz (LBV) in ER/ERH hat am Freitag den 24.6.2022 im Landratsamt Erlangen-Höchstadt im Rahmen einer Bürgermeisterdienstbesprechung die Ergebnisse ihrer aktuellen Landschaftsraumanalyse zur Identifizierung potenziell geeigneter Flächen für naturverträgliche Photovoltaik-Freiflächenanlagen (PV-FFA) vorgestellt.

Stefan Jessenberger, Vorsitzender des Vereins Energiewende ER(H)langen, erläuterte, wie wichtig konsequentes und rasches Handeln nun sei, um Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit in der Energieversorgung zu wahren sowie Klimaziele und Unabhängigkeit von Drittstaaten zu erreichen. Die derzeit rasant steigenden Energiekosten infolge der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern erforderten einen stark beschleunigten Zubau erneuerbarer Energien. Sonne und Wind hätten noch ein erhebliches Ausbaupotenzial und ergänzten sich gut. Zwar seien insbesondere Dach- und PKW-Stellflächen sowie Gebäudefassaden prädestiniert für den Einsatz der Photovoltaik (PV). Allerdings sei in den vergangenen Jahrzehnten der Ausbau nicht im nötigen Tempo erfolgt und Modernisierungs- und Sanierungsmaßnahmen im Gebäudebestand seien langwierig, kleinteilig und wesentlich teurer als relativ schnell und kostengünstig zu errichtende PV-FFA.

Daher komme gerade im sonnenreichen Bayern dem Ausbau der Photovoltaik auch im Freiland große Bedeutung zu. Nach einer aktuellen Studie der Technischen Universität München sind zur Erreichung der Klimaziele, zusätzlich zu PV-Anlagen auf Dächern und Fassaden, PV-FFA auf 2-3 Prozent der Landesfläche notwendig. Diese könnten z. T. auch in Form von Agri-PV-Anlagen mit landwirtschaftlicher Nutzung kombiniert werden, so dass langfristig verlässliche Erträge aus Solarkraftwerken sowohl Eigentümern und Betreibern, als auch Kommunen und Landwirten zukämen. Der oft kritisierte Flächenbedarf für PV-FFA nimmt sich gegenüber den aktuell 14 Prozent der Ackerflächen für „Bio“-Kraftstoffe und 60 Prozent für den Anbau von Futtermitteln in Deutschland bescheiden aus. Gegenüber „Bio“-Kraftstoffen könne mit PV auf derselben Fläche das 30-fache an Energie gewonnen werden.
Den beteiligten Naturschutzverbänden sei es wichtig, sich frühzeitig konstruktiv und beratend einzubringen. Ziel sei es, die Akzeptanz für PV-FFA zu erhöhen und rasch konfliktarme, naturverträgliche Photovoltaik-Projekte zu ermöglichen.

Harald Schott, Kreisvorstandsmitglied im BN und LBV-Mitglied stellte den aktuellen Stand der Auswertungen der Flächensuche dar. Im Stadtgebiet Erlangen und im Landkreis ERH konnte die Arbeitsgruppe bislang naturschutzfachlich geeignete Teilflächen von insgesamt 1422 ha identifizieren (1200 ha davon im Landkreis ERH), was ca. 2,2% der Fläche von Stadt Erlangen und Landkreis ERH ausmacht. Weitere Analysen erfolgen sobald die entsprechenden Kommunen Interesse an den Analysen zeigen.

Grundsätzlich sollten möglichst bereits vorbelastete Bereiche für die Errichtung von PV-FFA ausgewählt werden. Hierzu zählen z. B. stark verlärmte Zonen entlang der Autobahn, aber auch fragmentierte „Restflächen“ zwischen Verkehrswegen und Gewerbeflächen. Günstig wäre auch eine Konzentration von PV-Anlagen in der Nähe bestehender Windräder, soweit diese den Betrieb bestehender und Bau künftiger Windkraftanlagen in Vorranggebieten nicht einschränkten. Hierdurch könnten ggfs. Kollisionsrisiken für Großvögel reduziert werden. Leider würde eine solche Doppelnutzung von Windkraft-Vorranggebieten bislang behördlich pauschal ausgeschlossen, worauf aus eigener Erfahrung auch die Bürgermeister Faatz (Mühlhausen) und Brehm (Höchstadt) hinwiesen. Die Arbeitsgruppe hat angeboten, sich gerne in die aktuell hierzu laufende Diskussion der zwangsweise einzuhaltenden Abstände von PV-Anlagen zu Windvorranggebieten fachlich einzubringen.

Die Arbeitsgruppe stellte zudem fest, dass die meisten Schutzgebiete, Wälder sowie Lebensräume stark gefährdeter sensibler Feldvögel wie Kiebitz ungeeignet für den Bau von PV-FFA seien. Hierdurch kann auch die Notwendigkeit zusätzlicher Ausgleichsmaßnahmen, die bei Betroffenheit dieser Arten nötig wären, minimiert werden. Andererseits können andere Tierarten von PV-FFA profitieren, da auf den zuvor oft intensiv bewirtschafteten Flächen dann keine Pestizide oder Dünger mehr ausgebracht würden und die Flächenpflege und Gestaltung in gewissem Rahmen auch gezielt an die Bedürfnisse gefährdeter Arten angepasst werden kann.

Als Unterstützer der Energiewende bieten die beteiligten Vereine des Arbeitskreises interessierten Kommunen ihre fachliche Expertise, Gebietskenntnis sowie akzeptanzfördernde Öffentlichkeitsarbeit an. Als Steuerungs- und Entscheidungshilfe für Kommunen hat die Arbeitsgruppe zudem einen Kriterienkatalog entwickelt, den sie interessierten Kommunen unter nachfolgendem Link als Vorlage bereitgestellt hat (www.Energiewende-ERHlangen.de/Kriterienkatalog).

Für Rückfragen:
Helmut König, Kreisvorsitzender


Fakten gegen die Südumfahrung

In welcher Welt leben wir eigentlich!

Die Wissenschaft wie auch die große Politik erklären uns eindringlich unseren Verkehr zu reduzieren. Die Gründe sind hinlänglich bekannt (Details siehe unten unter Fakten gegen die Südumfahrung). In der Metropolregion Nürnberg, dem zweitgrößten Verkehrsverbund in Bayern, fällt den Lokalpolitikern von CSU und SPD nichts anderes ein, als noch mehr Verkehr zu fördern. Alternativen werden weggewischt, vielfältige Maßnahmen bleiben ein Fremdwort, Naturverbrauch ist und bleibt am günstigsten.
Hier wird nur eins umfahren – die Verkehrswende. Individualverkehr verhindert den Umstieg auf ÖPNV. Die Straße wird zum Einfallstor und belastet Herzogenaurach in der Zukunft erst recht.
Wir ernten, was wir säen – und das sollten Nahrungsmittel sein. Die Straße zerstört Felder, reduziert Erträge und frisst die Fläche mehrerer kleiner landwirtschaftlicher Betriebe – insgesamt sogar 44,7 ha (Nachzulesen im Erläuterungsbericht des Planfeststellungsverfahrens unter Berücksichtigung der Ökokonten, die auch Fläche beanspruchen).
Lasst uns endlich handeln!
Anstelle der monströsen Straße sollte in den ÖPNV, die Aurachtalbahn und StUB zusammen mit innovativen Lösungen für den Verkehr generell, dem Transport von Lasten, dem Umbau und der Lenkung von Verkehrsströmen, dem Ausbau von Rad- und Fußwegen investiert werden. Mit einer 30 km/h Zone könnte Niederndorf sofort entlastet werden. Preiswerte getaktete Buslinien, Routenänderungen, Mitfahrgelegenheiten u.a. entlasten alle.

  • Stimmen Sie für das Bürgerbegehren STOPP SÜDUMFAHRUNG

Fakten gegen die Südumfahrung

Alle Daten stammen aus den Unterlagen der bisherigen Bauleitverfahren, aus den Bundesbehörden, der Bayerischen Staatsregierung, der Industrie und der Stadt Herzogenaurach.

Die Pendler-Situation
Wir haben 17.000 motorisierte Ein- und Auspendler, die ca. 50.000 t CO2 pro Jahr produzieren. Um das zu kompensieren bräuchte man einen ausgewachsenen Wald von einer Fläche der Größe der kommunalen Fläche Herzogenaurachs. Elektroautos helfen leider nicht. Es ist bedrückend und man merkt, dass wir mit dem individuellen motorisierten Personenverkehr nicht mehr so weiter machen können.

Belastung durch den Bau der geplanten Südumfahrung
Die größten CO2-Belastungen gehen von der Zement- und Stahl-Erzeugung aus. Über 8.000 t CO2 Belastung erzeugt der Bau, das entspricht etwa dem tausendfachen CO2-Fußabdruck eines Herzogenaurachers. Die Herzogenauracher CO2-Ziele sind Makulatur. Für den Bau müssen die Bürger ca. 14.000 Schwerlastfahrten erdulden, vor allem, um die riesigen Aushubmassen zu verschieben. Der sehr tiefe Einschnitt am Galgenhof liegt da an der Spitze.

Herzogenaurachs aktueller Flächenverbrauch ist schon zweimal höher als die bayerischen Flächenziele. Für Herzogenaurach umgerechnet ist der erforderliche Ziel-Wert bei 1,2 ha pro Jahr. Mit 8 ha Versiegelung und insgesamt 44,7 ha benötigter Fläche ist unser Verbrauchs-Budget auf auf mehr als 26 Jahre allein durch die Südumfahrung ausgeschöpft. Das Flächenverbrauchs-Ziel wird massiv verfehlt.

Die in Mittelfranken und bei uns ausgeprägte Trockenheit wird weiter unterstützt durch die schnelle Entwässerung von Feldfluren, Einschnitten und Trassen mit eingeleiteten Schadstoffen über Biotope in die Aurach. Regenwasser aufzuhalten wird verfehlt, denn Versickerungsanlagen sind nicht vorgesehen. Ein Schwammstadt-Konzept ist nicht auszumachen.

Die Natur wird vor Ort unwiederbringlich zerstört. Landschaftsschutzgebiete werden zu 38 % durchschnitten. Ausgleichsmaßnahmen sind Augenwischerei. Hochgefährdete Tiere können nicht ausgeglichen werden - das schaffen wir nicht mal mehr in unseren Naturschutzgebieten! Das Ziel, die Natur zu erhalten, wird verfehlt.
Landwirte leiden unter zerschnittenen Äckern und an massiven Landverlust. Ebenso die Naherholung. Das Ziel eines wirtschaftlichen Ackerbaus und ein besseres Angebot der Naherholung ist nicht gegeben.

Belastungen durch die geplante Südumfahrung
Niederndorf verkehrsmäßig zu entlasten, ist der Hauptgrund für die Südumfahrung. Es wird allerdings nicht wahrgenommen, dass durch die Südumfahrung mehr Verkehrs- und Lärmverlagerung in anderen Ortsteilen stattfinden werden. So wird z. B. in der Dr.-Wilhelm-Schaeffler-Str. oder im Schützengraben der Verkehr durch die Südumfahrung erheblich gesteigert. Gemäß der Prognose für 2035 im Vergleich mit und ohne Südumfahrung, ergibt sich dort für KFZ über 60 % und für LKW über 170 % mehr Verkehr. Dort wohnen mehr Bewohner als in der Niederndorfer Hauptstraße. Ausserdem sind die alten Prognosen nicht mehr aktuell und der Zeit angepasst.

Das Klima-Ziel, den Verkehr um 50 % gegenüber heute zu reduzieren, gilt lokal für die Vacher Kreuzung aber nicht für die, durch die Südumfahrung vermeintlich anderen bevorzugten Siedlungsstraßen und schon gar nicht für die Südumfahrung selbst. In Hauptendorf und Neuses entstehen neue Verkehrsbelastungen durch die hohen Brücken.

Die Südumfahrung ist keine Stadtumfahrung, sondern endet im Zentrum und ist ein weiteres Einfallstor für den Verkehr. Das ist dann in Zukunft unser nächstes Problem mit Autostaus in der Innenstadt. Statt Niederndorf wird der Postkreisel mit Umgebung das neue Stau-Zentrum. Ohne neue Verkehrs-Konzepte wird eine Highway-Südumfahrungs-Einflugschneise mitten durch die Innenstadt zur Nordumgehung notwendig sein. Wollen wir das?
Ein weiterer Punkt: Herzogenaurach würde von zwei Umfahrungen eingekesselt, die Naherholung beeinträchtigt und weitere Bau- und Gewerbe-Ansiedlungen fördert. Wollen wir das?

Für den Verkehr durch die geplante Südumfahrung wurden vom BN sehr detaillierte Berechnungen durchgeführt, die auch Bestandteil der Einwendung zum Planfeststellungsverfahren sind. Die Strecke von West nach Ost ist 2 km länger und benötigt 1 Minute mehr Zeit, trotz höheren Geschwindigkeiten auf der Südumfahrung, die 5 Ampeln auf der Stecke nicht mit eingerechnet. Die Verkehrs-Ströme zwischen O, W, N, S und SO, sonst über das Vacher Kreuz in Niederndorf, ergeben mehr Verkehr über die geplante Südumfahrung. Das sind 44% mehr Kilometer und 10 % mehr Fahrzeit. Ein Fahrzeit-Nutzen fehlt da. Es ist zu befürchten, dass die teure Südumfahrung nicht angenommen wird und sich viel Schleichverkehr durch die Stadteile ergießen werden.

Insgesamt ergibt sich eine zusätzliche Belastung von 3.400 t CO2 pro Jahr. Eine Wald-Kompensation benötigt hier die doppelte Fläche zwischen der Südumfahrungs-Trasse und der Aurach. Herzogenaurachs Ziel, die CO2-Belastung bis 2030 auf 50 % und danach auf 90 % zu reduzieren wird damit voll verfehlt.

Mit den Baukosten von 75 Mio. €, den Unterhaltskosten und den zusätzlichen volkswirtschaftlichen Kosten durch mehr Kilometer und Zeit auf der Südumfahrung ergibt sich kein finanzieller Nutzen. Der Nutzen/Kosten-Faktor ist damit nahezu Null. Bei der StUB wird für die Förderung ein Faktor von Eins verlangt. Wieso gilt das für die geplante Südumfahrung nicht?

Kurze Zusammenfassung
Die gewünschten Ziele werden also verfehlt, wenn wir die Südumfahrung bauen. Diese sind: CO2-Reduzierung, Verkehrs-Reduzierung, Flächenverbrauch, wirtschaftlicher Ackerbau, Regenwasser-Rückhaltung, Schützen der Natur, Fördern der Naherholung. Im Zentrum ist der nächste Stau eingeplant. Warum soll die Straße überhaupt gebaut werden, da nach einer neutralen Berechnung die Kosten den Nutzen nicht rechtfertigen? Schon die Nordumgehung hat gezeigt, dass die Entlastung einer neuen Umgehungsstraße nicht von Dauer ist.
Für Herzogenaurach liegen von uns viele alternative Vorschläge vor, die allen helfen. In anderen Städten werden Straßen zurückgebaut und Parkplätze umgewidmet. Wie soll es denn weitergehen, wenn wir hauptsächlich den PKW-Verkehr bevorzugen? Wir nehmen uns die Chance für einen wirklich klima-notwendigen Ausbau des ÖPNV und neuer Mobilitätskonzepte. Aurachtalbahn, StUB, Busse, P&R, Lieferung mit MobilHubs, Fahrradwege, Mitfahrgelegenheiten, Verkehrsberuhigung, Fußgängerwege sind hier die Stichworte. Herzogenaurach könnte Vorreiter in der Region werden, nur Mut!


07.02.2022 – Anmerkungen zum Start Bürgerentscheid Südumfahrung

BN-Standpunkt

Die Sprecherin der Aktionsgemeinschaft "Stopp Südumfahrung", Professorin Martine Herpers überreichte kürzlich die gesammelten Listen des Bürgerbegehrens an die Stadt Herzogenaurach. Neben dem BN gehören weitere neun Vereine, Verbände und Parteien dieser Gemeinschaft an. Zwischenzeitlich wurde von der Herzogenauracher Verwaltung bestätigt, dass dem Einstieg in den Bürgerentscheid nichts mehr entgegensteht. Von den 1942 Unterzeichnern wurden 1733 als gültig festgestellt. Wir sind uns sicher, dass ohne Pandemie erheblich mehr Leute gegen eine weitere naturzerstörende Straße erreicht worden wären.

Für den BN ist es unverständlich, dass trotz gravierenden Klimaproblemen immer noch nach mehr Straßen, anstatt nach zukunftsweisenden Lösungen in der Stadtratsmehrheit gesucht wird. Man beharrt auf den Vorstellungen des letzten Jahrhunderts und verpasst dabei das Umdenken hinsichtlich der inzwischen erkannten Probleme. Gerade die Haltung der lokalen SPD irritiert, da sie sich immer weiter von der Meinung der neuen Regierung entfernt.
Vor Jahren, als die ersten Diskussionen im Stadtrat zur Entlastung der Niederndorfer entlang der Straße aufkamen, war wohl das Ziel, dies so kostengünstig wie möglich zu machen. Heute müsste man aber erkennen, dass die Bedrohung unserer Kinder und Enkelkinder durch Klimawandel und Artenverlust eine geänderte Bewertung bedürfen. Natur wurde und wird auch heute noch als untergeordnet betrachtet.

Durch mehrere wissenschaftliche Vorträge, wegen der Pandemie online realisiert, versuchen wir die Bevölkerung aufzurütteln. Wir müssen aber feststellen, dass gerade Entscheider aus dem Stadtrat sich nicht besonders dafür interessieren. Man hat eben immer noch seine vorgefertigte Meinung.
Besonders bedrückt uns, dass etliche Leute uns verunglimpfen und der Lüge beschuldigen. Plakativ wird uns immer wieder vorgehalten, dass wir die Planungsunterlagen nicht kennen. Hier müssen wir entgegenhalten, dass gerade diese sehr detailliert von uns durchgearbeitet wurden, sonst wären Stellungnahmen von bisher insgesamt 115 Seiten nicht möglich gewesen. Wir haben dabei den Vorteil, dass wir einen Gesamtüberblick über die Verkehrs- wie Natursituation im Landkreis als Vergleich haben.

Unserer Meinung nach hängt alles am politischen Willen, welche Lösung realisierbar ist. Die Aurachtalbahn ist dabei ein Beispiel. Jahrelang wurde eine Machbarkeitsstudie abgelehnt, um ja nicht die Wünsche der Stadtratsmehrheit zu beschädigen, Streckenabschnitte wurden entwidmet. Heute bröckelt diese Einstellung, denn die Aussage des Bürgermeisters, dass alles rein technisch nicht machbar ist, scheint so wohl nicht zu stimmen.

Nun plant man zusätzlich ein Ratsbegehren, das man entgegenstellen kann. Aber was erreicht man dadurch? Man stimmt einfach die bestehende Frage mit Ja oder mit Nein ab. Wozu also eine zweite, lediglich konträre Frage. Voraussichtlich wird noch eine dritte Frage dazukommen, um alles nur nicht bürgerfreundlicher zu machen.

Helmut König, 1. Vorsitzender


01.02.2022 - Herzogenaurachs Klimaschutzziele werden haushoch verfehlt

Energy Award nicht aussagekräftig

Johannes Kollinger, langjähriger Sprecher der Agenda-21-Gruppen in Herzogenaurach und stellvertretender Vorsitzender des Energiewendevereins ER(H)langen, analysierte den Stand des Klimaschutzes in Herzogenaurach und was der European Energy Award (EEA) der Stadt wirklich gebracht hat. Dazu wurde er vom Bündnis Stopp-Südumfahrung zu einem Online-Vortrag eingeladen.

Er stellte fest, dass es gut ist, wenn Herzogenaurach Maßnahmen zum Klimaschutz ergreift, „Jedoch werden die gesetzten Ziele des Stadtrats haushoch verfehlt, trotz Gold, mit dem die Stadt ausgezeichnet wurde“. Die ergriffenen Maßnahmen haben weder bei Strom und Wärme, noch beim Verkehr zu einer nennenswerten Reduktion der CO2-Emissionen geführt.
„Teilweise werden sogar Maßnahmen ergriffen, die zu einer Steigerung führen, wie die Erdgasversorgung am Behälterberg oder der geplante Bau der Südumfahrung“ stellte er fest. „Der EEA bildet nicht ab, was an CO2 zusätzlich erzeugt wird, und das ist bei der Südumfahrung eine erhebliche Menge.“
In jedem Bereich steckt noch ein riesiges Verbesserungspotential. Die Stromerzeugung mit PV-Anlagen könnte vervierfacht werden. Wärme wird immer noch zu über 80% mit Öl und Gas erzeugt. Hier sind Sanierungen im Bestandsbau, Umstellung auf Wärmepumpen und auf Fernwärme mit regenerativen Energien enorm wichtig. Bei der Mobilität fordert er einen Ausbau der Radwege-Infrastruktur, der seit 2017 nahe Null ist, einen massiven Ausbau des ÖPNV und eine notwendige Reduzierung des Individualverkehrs.
In der anschließenden Diskussionsrunde wurde vom Bund Naturschutz aufgezeigt, dass die motorisierten Pendler alleine eine jährliche CO2-Belastung erzeugen, wofür ein 100-jähriger Wald in der Größe des gesamten Stadtgebietes zur Kompensation notwendig wäre. „Der geplante Bau der Südumfahrung passt nicht zu den gesetzlichen und selbst gesteckten CO2-Zielen der Stadt und muss gestoppt werden.
Stattdessen ist unter Beachtung der CO2-Reduzierung ein regionales Gesamtverkehrskonzept zum Nutzen aller Herzogenauracher zu erstellen“, bestätigte Kollinger.

Um das 1,5 Grad Ziel von Paris zu erreichen, ist das CO2-Budget bereits in 5,4 Jahren verbraucht, stellt die Stadtverwaltung selber fest. Daher appellierte Kollinger an die Stadt „dass alle Entscheidungen hinsichtlich der Auswirkungen auf Klima und Umwelt mit einem geeigneten Monitoring-System bewertet und bilanziert werden.“

Rückfragen:
Prof. Dr. Martine Herpers, Sprecherin Stopp Südumfahrung
für den BN: Helmut König, 1. Vorsitzender