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Pressemitteilungen/Stellungnahmen/Öffentliche Briefe


17.12.2018 - Stellungnahme zur Photovoltaik-Freiflächenanlage Neuhaus Süd

Der BN hat zur geplanten Photovoltaik-Freiflächenanlage Neuhaus Süd, die zum überwiegenden Teil im Vogelschutzgebiet an den Brandweihern bei Neuhaus liegt, eine ablehnende Stellungnahme abgegeben. Die relativ ausführliche Begründung wird nachfolgend etwas verkürzt wiedergegeben.

Allgemeines zum Vogelschutzgebiet und zu regenerativen Energien
Die EU-Vogelschutzrichtlinie schützt ausgewählte wildlebende Vogelarten, indem besondere Schutzgebiete ausgewiesen wurden. Die Gebietsauswahl erfolgte nach rein fachlichen Kriterien aufgrund europaweit gefährdeter Arten. Der BN befürwortet den naturverträglichen Ausbau der erneuerbaren Energien und damit auch von Photovoltaikanlagen, die einen wichtigen Teil zur Umsetzung der Energiewende beitragen.

Mittlerweile ist es unstrittig, dass die Gefährdung und der massive Verlust von Arten hauptsächlich die Folge menschlichen Handelns ist, das durch die Veränderung der natürlichen Lebensräume, deren Störung, Zergliederung und Behandlung mit zum Teil toxischen Stoffen verursacht wird. Dieser Entwicklung Einhalt zu bieten und das europäische Naturerbe für künftige Generationen zu bewahren bedarf somit einer weitgehenden Änderung des Verhaltens unserer Entscheider und von uns selbst.

Ziel sollte sein, einen günstigen Erhaltungszustand wieder herzustellen, und nicht durch weitere menschliche Störeinflüsse zu gefährden.

Standortwahl
Mittlerweile sollte generell von Freiflächenanlagen Abstand genommen werden, da es genügend andere Möglichkeiten gibt um regenerative Energien zu erzeugen, die naturverträglicher sind. So gibt es genügend Potential durch die Nutzung von Dachflächen, Hauswänden, Müllhalden, Konversionsflächen und entlang von Autobahnen ohne Vogelschutzgebiete.

Aussagen der Solarwirtschaft
Da eine PVFA als technische Anlage aus Sicht des Umwelt- und Naturschutzes in der Regel einen Eingriff in den Naturhaushalt und das Landschaftsbild darstellen, sollten die Standorte einem qualitativen Mindeststandard entsprechen. Dieser wurde von der Unternehmensvereinigung Solarwirtschaft (UVS, heute BSW-Solar) und dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) im Jahre 2005 in einem Kriterienkatalog ausgehandelt. Darin wurde festgelegt, wo Freiflächenanlagen realisiert werden können. Ein Standort in einem Vogelschutzgebiet wird dort ausdrücklich abgelehnt.

Schlechte öffentliche Publicity
Vor einigen Monaten wurde die PWC-Anlage in unmittelbarer Nähe zum Vogelschutzgebiet am Brandweiher abgelehnt. Ausschlaggebend war, dass die Anlage zu nahe am Neuhauser Wohngebiet geplant war, und dass begründete Auswirkungen u.a. auf den nahegelegenen Brandweiher durch den Naturschutz vorgebracht wurden, und deswegen die Anlage von der Autobahnverwaltung nicht mehr weiter verfolgt werden konnte.

Kriterien des BN zur Photovoltaik
Die Deckung des Energiebedarfs mit regenerativen Energien sollte jedoch nicht durch PV-Freiflächenanlagen, sondern durch die verstärkte Nutzung von ausreichend vorhandenen Dach- und Fassadenflächen, auf versiegelten Flächen oder Konversionsflächen erfolgen [BNPV]. Dazu sollte auch der Landkreis seine, im Klimakonzept 2012 gesetzten Ziele überprüfen und engagierter vorantreiben.
In rechtlich geschützten Naturschutzflächen sollten auch kleinindustrielle Bauten jeglichen Couleurs herausgehalten werden. Dies war und ist schon immer Position des BN bei der Beurteilung von Bauleitplänen.

Zu berücksichtigen ist auch im verstärkten Maße das Naturschutzpotential der Flächen. Nur auf Flächen, die zuvor intensiv genutzt wurden, ist der Bau einer PVFA akzeptabel.

Naturnahe Alternativen
Der BN kann sich aber auch andere „Bewirtschaftungsformen“ vorstellen, die eine Aufwertung für das Gebiet darstellen könnten. So ist das Areal geprägt durch einen hohen Grundwasserstand. Damit wären im Plangebiet auch wechselfeuchte Tümpel möglich, die Knoblauchkröte, Moorfrosch und eventuell sogar Kreuzkröte beherbergen könnten. Ein entsprechender Ausgleich über diverse Vertragsprogramme wäre zu prüfen.

Für Rückfragen:
Helmut König, helmut.koenig@bund.net, 09195/993164


17.06.2018 - Gespräche zur Energiewende mit Mitgliedern des Bundestages

Die Energiewende muss dezentral und regional sein. Darüber sind sich die Vorsitzenden der BN Kreisgruppen Erlangen und Höchstadt-Herzogenaurach, der Energiewende ER(H)langen e.V. und der Bürgergenossenschaft EnergieWende Erlangen und Erlangen-Höchstadt eG (EWERG eG) einig. In zwei Gesprächsrunden haben sie sich mit den lokalen Bundestags-Vertretern darüber unterhalten und um mehr Einsatz für den Paradigmenwechsel geworben.

Die Energiewende muss beschleunigt und vordringlich dezentral auf regionaler Ebene vorangetrieben werden. Das haben die Vorsitzenden der Klimaschutz-, Bürgerenergie- und Umweltverbände in Gesprächen mit den örtlichen Abgeordneten der Berliner Regierungsparteien deutlich gemacht.

Sowohl Martina Stamm-Fibich (SPD) – die vom umweltpolitischen Sprecher der SPD-Fraktion, Carsten Träger (Wahlkreis Fürth) begleitet wurde - als auch Stefan Müller (CSU) zeigten sich den Forderungen aufgeschlossen, machten aber zugleich auf mögliche Hürden aufmerksam. Die Vertreter der Umwelt- und Energieverbände machten in den getrennten Gesprächen mit SPD und CDU zwei programmatische Stellungnahmen zur Diskussionsgrundlage: Das 4-Punkte-Papier „Forderungen für den Klimaschutz an die neue Bundesregierung“, das der BN zusammen mit sechs Stadtwerken (darunter die Nürnberger N-Ergie) verfasst hatte, außerdem das Positionspapier des Bündnisses Bürgerenergie mit der Überschrift „Energiewende und Klimaschutz durch lokale Strommärkte“.

Unbestritten war in beiden Gesprächen, dass die dezentrale und verbrauchsnahe Stromversorgung deutliche Vorteile gegenüber einer zentralen mit langen Übertragungsnetzen hat: Die regionale Wertschöpfung wird gestärkt, die Versorgungssicherheit erhöht, die Kosten sind geringer und die Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung größer.

Allerdings, auch das war allen Teilnehmern klar, sind die bestehenden Strukturen noch zu sehr auf Zentralisierung ausgerichtet. Außerdem waren sich Stamm-Fibich, Träger und Müller mit den Verbänden darin einig, dass noch offen sei, was unter „regional“ zu verstehen sei. Ist es ein Landkreis, eine Regierungsbezirk, ein Ballungsgebiet? Zu kleinteilig dürfe das Versorgungsgebiet nicht werden, es sollten aber auch keine privilegierten „Inseln“ geschaffen werden. Dass industrielle Ballungsräume energietechnisch nicht autark sein können, war ebenso unbestritten wie die Tatsache, dass nicht ganz Deutschland mit Regionalstrom versorgt werden kann. „So viel wie möglich regional“, fasste Stamm-Fibich zusammen, wobei allen klar war, dass man auf Stromtrassen nicht ganz verzichten könne. Ebenso wenig auf Reservekapazitäten, solange die nötigen Speicher noch aufgebaut werden müssen, weil ja Sonne und Wind nicht immer im gleichen Umfang zur Verfügung stehen.

Biogas sei nicht unumstritten, räumten die Verbände ein, aber zu vertreten, solange man keine Monokulturen vorantreibe – und es sei vor allem wegen seiner Speicherfähigkeiten nötig, wenn der Ausstieg aus der Kohle endgültig vollzogen werde. Der Kohleausstieg ist ein zentraler Punkt des Energiewende-Konzepts, aber wann er vollzogen wird, ist noch offen. Die schwarz-rote Koalition hat bisher lediglich eine Kommission eingesetzt, die das erörtern wird. „Wir werden binnen zwei Jahren einen Ausstiegstermin nennen“, sagte Träger vorsichtig.

Die Hoffnungen ruhen jetzt auf einem zügigen regionalen Ausbau der erneuerbaren Energien. Einen, der neben der Versorgungssicherheit auch der sozialen Gerechtigkeit und den strukturell gefährdeten Arbeitsplätzen Rechnung trägt, worauf die Bürgerenergievertreter und Umweltverbände besonderen Wert legen. Sie sehen zukunftssichere Arbeitsplätze durch den global wachsenden Markt im Bereich Klimaschutz, erneuerbare Energien und Energieeffizenz. Daran sollte die Bundesregierung systematisch arbeiten, um die Chancen für die deutsche Wirtschaft nicht zu verpassen, zumal sich zunehmend Vertreter der konventionellen Energiewirtschaft und der Industrie zur Energiewende bekennen und von der Politik mehr Mut und langfristige Konzepte beim Umstieg sowie Planungssicherheit verlangen.

Die Verbände nannten dazu bei den Gesprächen drei aktuelle Bausteine, die dringlich umgesetzt werden müssen: Sonderausschreibungen für Windkraft und Photovoltaik stünden zwar im Koalitionsvertrag, würden aber von der Union blockiert. Diese Maßnahme zum beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energie müsse noch vor der Sommerpause umgesetzt werden. „Zweiter Punkt ist die mangelnde Unterstützung von so genannten Energie-Prosumern, also Bürgern oder Gruppen, die ihren selbst erzeugten Strom auch selbst nutzen. Nach den Gesprächen mit den MdBs hat die EU am 14.06.2018 gegen den Willen der Bundesregierung nun eine Vereinfachung von Bürger-, Quartiers- und Mieterstromkonzepten in einer Richtlinie beschlossen. „Berlin müsse somit jetzt die Blockade aufgeben und die Umsetzung in nationales Recht zeitnah angehen“, so der Tenor nach dem Beschluss.

Drittens wurden die schon 2016 vereinbarten regionalen Herkunftsnachweise für Strom (Regionalstromkennzeichnung) immer noch nicht eingeführt, die den rechtlichen Rahmen für räumlich dem Verbrauch nahe Erzeugung verbessern würden. Auch da müsse Berlin in diesem Jahr noch handeln.

Gerade die teils massiven Unwetter der letzten Tage und Wochen, haben erneut deutlich vor Augen geführt, dass der Klimawandel längst Realität ist und wir nach Expertenmeinung nur noch wenige Jahre haben, eine völlige Destabilisierung des Klimas zu vermeiden. Insofern muss jetzt alles daran gesetzt werden, die Klimaschutzmaßnahmen zu beschleunigen und nicht weiter zu verzögern oder gar zu blockieren.

Feste Zusagen der Gesprächspartner von CSU und SPD gab es allerdings nicht. Müller stellte aber eine Stellungnahme zu den Forderungen in Aussicht. Mit Stamm-Fibich soll es weitere Gespräche geben.

Herbert Fuehr, BN KG Erlangen
Helmut König, BN KG Höchstadt-Herzogenaurach
Stefan Jessenberger, Energiewende ER(H)langen e.V.
Dieter Emmerich, EWERG eG


21.05.2018 Biotop Kerschensteiner Straße, Höchstadt

BUND Naturschutz und andere Vereine wollen den Erhalt des Biotops südlich der Kerschensteiner Straße und haben eine gemeinsame Pressemitteilung erstellt.

Kellerberg-, Kerschensteiner- und Dr.-Schätzel Straße umschließen einen Obstgarten-Komplex, der seinesgleichen sucht. Breit ist das Artenspektrum. Neben den dominierenden Apfelbäumen sind es vor allem Zwetschgen-, Birn- und Walnussbäume, die den Bestand bilden.

Die Altersstruktur ist durchgehend von jungen Bäumen vor allem im oberen, nördlichen Teil bis zu den Obstbaumriesen im südlichen Teil. Breit gestreut ist auch der Zustand der Wiesenflächen dazwischen: Neben regelmäßig gemähten Flächen sind auch solche, die kaum genutzt werden. Sie lassen Blüte und Samenbildung der Wiesenpflanzen zu.

Die vielfältige Struktur des Areals sorgt für zahlreiche ökologische Nischen, die z.B. für viele Insekten- und Vogelarten wertvolle Refugien bilden. So konnten Ende April (28.04.2018, 10:00 Uhr) in 10 Minuten 12 Vogelarten registriert werden. Insgesamt können auf der Fläche 29 Vogelarten aufgezählt werden. Zu diesem Zeitpunkt der Hochblüte der Apfelbäume wurden die Vogelstimmen eindrucksvoll von dem Fluggeräusch eines Insektenheeres von Bienen, Hummeln und weiteren Bestäubern überlagert.

Aus ökologischer Sicht ist der südliche Teil des Areals der wertvollste Teil. Beherrschend sind hier mehrere gewaltige Apfelbäume mit Stammdurchmessern in Brusthöhe von ½ m und mehr. Ihre Vitalität stellten sie in diesem Frühjahr durch eine einmalige Blütenfülle unter Beweis (NN, 03.05.2018). Gleiches gilt für eine große Traubenkirsche mit ihren zahllosen weißen Blütentrauben. Ein Birnbaum rundet das Bild ab. Unbestreitbarer Star ist ein riesiger, weit ausladender Walnussbaum. Er steht dicht bei den großen Apfelbäumen. Dadurch besteht ein stark beschatteter Bereich mit urwaldähnlichem Aussehen und seinen Elementen: An einem Baumriesen windet sich eine Liane in Form eines üppigen Efeu empor. Am Boden steht ein prächtiger Wurmfarn.

Die Flanken des Grundstücks bilden verschiedene Sträucher: Hartriegel, Holunder, Pfaffenhütchen, Liguster, Süßkirsche und Mirabelle. Sie begrenzen auf zwei Seiten eine Wiese, die zur Apfelbaumblüte Ende April von der Löwenzahnblüte bestimmt wurde. Mitte Mai bilden Scharfer Hahnenfuß und Rotklee den Aspekt. Dazu kamen 5-6 weniger auffällige Blütenpflanzen. Die dominierenden Gräser (Knäuelgras, Fuchsschwanz, Honiggras) zeigen eine gute Nährstoffversorgung an.

Das Obstgartenareal ist ein wichtiges Bindeglied der „Grünachse“, die sich vom Engelgarten über den Kellerberg bis zum Weingartsgraben hinzieht. Sie sorgt für ein „Wohnen im Grünen“ durch eine deutliche Verbesserung der Wohnqualität. Hier seien nur ausgeglichene Temperaturen, Beschattung, Luftfilterung und Lärmdämpfung genannt. Kellerberg- und Heimatverein unterstützen seit langem Erhalt und Verstärkung dieser Grünachse. Das Obstgartenareal ist umso bedeutender, da in diesem Bereich des unteren Kellerberg die mächtigen Alleebäume (Spitzahorn, Esche, Kastanie) beseitigt wurden (1981).

Das Gymnasium ist vor allem nach der Südseite durch den Grünkomplex des Obstgartens gut abgeschirmt, dank einer weitsichtigen Planung. Es ist ein wirksamer Puffer gegenüber den Anliegern an Kellerberg- und Dr.-Schätzelstraße. Für die Schüler und Lehrer des Gymnasiums ist es ein wertvoller grüner Freiraum. Eine geplante Bebauung würde ihn nicht nur weitgehend unwirksam machen oder zerstören, sondern auch gleichzeitig neue Probleme heraufbeschwören. Dass ungefähr 1000 Personen, die zur Schulzeit täglich kommen und gehen stoßweise einen erheblichen Lärmpegel verursachen, ist nicht zu vermeiden. Dies würde mit Sicherheit bei manchen der neuen Nachbarn zu Ärger und entsprechenden Reaktionen führen. Hierzu käme, dass die jetzige Parknot in der Kerschensteiner Straße sich kaum noch beherrschen ließe.

Wie sich zukunftsorientierte Städte, wie unsere Nachbarstädte Erlangen oder Nürnberg, sich um mehr Grün in ihrem Wohngebieten bemühen, war hochaktuell in einer lokalen Zeitung nachzulesen (NN, 03.05.2018, S13). Unter der Überschrift „Mangel an Grün“ wird berichtet, dass der Nürnberger Stadtrat die Mittel für den Kauf von Grün- und Freiflächen gegenüber dem letzten Jahr um das 12,5-fache auf 1 Million Euro erhöht hat – und zwar einstimmig. Überzeugender kann man die Bedeutung von „Grün in der Stadt“ nicht unterstreichen.

Angesichts dieser sinnvollen Trends kann man beim besten Willen nicht nachvollziehen, wie man hier in Höchstadt bei dem gewaltigen Flächenverbrauch vor allem im Industrie- und Gewerbekomplex auf kaum umstrittenen Gelände für den Bau mehrerer Wohnblöcke die Entwertung und Vernichtung eines wertvollen Obstgartens mit leistungsstarken Biotopen im intakten Wohngebiet ins Auge fassen kann.

16. Mai 2018

gezeichnet
Helmut König, Bund Naturschutz, Kreisgruppe, 1.Vorsitzender
Dr. Hans Krautblatter, BN Ortsgruppe Höchstadt, Biologe
Herbert Lawrenz, Obst- und Gartenbauverein Höchstadt, 1. Vorsitzender
Benjamin Wiese, Imkerverein Höchstadt, 1. Vorsitzender
Karsten Wiese, Kellerbergverein, 1. Vorsitzender
Christoph Reuß, BN Ortsgruppe Höchstadt, Ortssprecher
Irmgard Schlehlein, Industriefachwirtin
und weitere


19.05.2018 - Schreiben an Bürgermeister Brehm - Biotop Kerschensteiner Straße, Höchstadt

In einem Schreiben vom 19.05.2018 an den Bürgermeister Gerald Brehm der Stadt Höchstadt weist der BN auf die Schutzwürdigkeit eines Obstgartenkomplexes hin, eingeschlossen von Kellerberg-, Kerschensteiner- und Dr.-Schätzel Straße, der in der Stadt einzigartig ist. Neben den dominierenden Apfelbäumen sind es vor allem Zwetschgen-, Birn- und Walnussbäume, die den Bestand bilden, und so einem breiten Artenspektrum ein einzigartiges Biotop bilden. Nachfolgend wird das Schreiben veröffentlicht.

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Brehm,
der BUND Naturschutz (BN) bittet Sie, von der Bebauung des Gartengrundstückes südlich der Kerschensteiner Straße abzusehen. Um das Areal in seiner Wertigkeit noch zusätzlich zu steigern könnte auch der nebenliegende Hartplatz als Grünfläche ausgewiesen, und mit jungen Bäumen bepflanzt werden.
Durch einen Artikel im Fränkischen Tag Mitte März 2018 und durch naturbewusste Anlieger wurden wir auf den Vorgang aufmerksam, und haben das Thema vor kurzem wieder aufgegriffen. In einer gemeinsamen Pressemitteilung mit anderen Höchstadter Vereinen, die diesem Schreiben beiliegt versuchen wir Ihnen die Schutzwürdigkeit des Areals darzulegen. Außerdem hatten wir bereits im Jahr 2016 veranlasst, den Garten fachlich zu untersuchen. Das Kurzgutachten unseres Kreisvorstandsmitgliedes Dipl.-Forsting. Hartmut Strunz, als auch die Bewertung der Unteren Naturschutzbehörde durch Herrn Sehm liegen dem Schreiben bei.

Wir sind verwundert, dass diese Informationen den Stadtrat offenbar nicht erreicht haben, obwohl das Kurzgutachten auch Ihrer Stadt bekannt sein müsste.

Ich möchte nicht die Fakten, die bereits in den Anlagen beschrieben sind wiederholen (siehe PM), sondern lediglich noch etwas ergänzen.

Der BN unterstützt Ihre Bemühungen, Flächen im Innenbereich nach zu verdichten. Jedoch sollten absolut schutzwürdige Bereich davon ausgenommen sein. Natur und Mensch profitieren von einer Vielzahl kleinster Lebensräume, die neben Insekten auch Vögel anziehen. Der massive Rückgang beider Klassen ist allgemein bekannt. Dieses Gartengrundstück zählt in hohem Maße zu solch einem wertvollen Gebiet, weshalb es als Stadtbiotope unbedingt zu schützen ist. In Zeiten, in denen die Auswirkungen des Klimawandels immer deutlicher spürbar werden, haben Grünflächen, und vor allem die Bäume eine immer größere und überlebenswichtige Bedeutung für Mensch und Tier. Es ist obendrein absolut sinnvoll, Residualbiotope in der Stadt zu erhalten bzw. neu zu schaffen, die netzwerkartig Insekten und Vögeln naturbelassene Flächen als Brut- und Nahrungsgebiete anbieten.

In einem kurzen Gespräch unter Vogelkennern konnten in kurzer Zeit 27 Vögel aufgeführt werden, die dort in jüngster Zeit gesichtet bzw. gehört wurden. Einige Durchzügler wurden dabei nicht aufgeführt.

Amsel, Bachstelze, Blaumeise, Buchfink, Buntspecht, Distelfink, Dompfaff, Eichelhäher, Elster, Gartenbaumläufer, Girlitz, Goldammer, Grünfink, Grünspecht, Hausrotschwanz, Haussperling, Heckenbraunelle, Kernbeißer, Kleiber, Kohlmeise, Mönchsgrasmücke, Rabenkrähe, Rauchschwalbe, Rotkehlchen, Türkentaube, Wendehals, Zaunkönig.

Als absolutes Highlight muss der Wendehals erwähnt werden. Eine Rote Liste Art, die vom Aussterben bedroht ist (RL1), und auch im naheliegenden Weingartsgraben gesichtet wurde.

In dem Gartengrundstück wurden auch Fledermäuse gesichtet. Aufgrund der Habitatbäume muss sichergestellt werden, dass keine Bruthöhlen zerstört werden. Damit wird angezweifelt, dass ein vereinfachtes Verfahren nach §13a BauGB überhaupt angewendet werden darf. Um die Bestimmungen des §44 BNatSchG zu erfüllen, ist eine spezielle artenschutzrechtliche Prüfung notwendig.

In Höchstadt existieren genügend Bauflächen, die eine entsprechende Bebauung ermöglichen sollten. Wir bitten Sie daher eindringlich von dem Vorhaben Abstand zu nehmen.

gezeichnet Helmut König

Dem Schreiben liegen ein Kurzgutachten von Hartmut Strunz, Forstoberrat i.R. und ein Schreiben von Andreas Sehm, Unteren Naturschutzbehörde ERH bei. Siehe auch Pressemitteilung vom 21.05.2018.

Für Rückfragen:
Helmut König, helmut.koenig@bund.net, 09195/993164


18.04.2018 - BN Mitgliederversammlung in Niederndorf

Am 18.04.2018 fand die Jahreshauptversammlung der Kreisgruppe des Bund Naturschutzes (BN) in der ASV Sportgaststätte in Niederndorf statt.

Aktuell hat die BN Kreisgruppe 1563 Mitglieder. An Grundbesitz werden 16,4 Hektar an Wiesen und Teichen ausgewiesen, 4,9 Hektar sind noch dazu gepachtet. Der Ertrag am Karpfen pur Natur, der ohne Zufütterung in naturnahen Weihern aufwächst, war gegenüber 2017 um 50 Prozent geringer.

Insgesamt betreut der BN im westlichen Landkreis 9 Amphibienübergänge. 48 Sammler tragen täglich Amphibien über die Straße. 2017 waren es insgesamt an die 15.000 Tiere. Auch eine hohe Zahl an Versammlungen, Exkursionen, Vorträgen wurden geleistet.

Im Vortrag des Kreisvorsitzenden Helmut König wurde auch eine Vergleichsstatistik gezeigt, die 2017 eine Zunahme an Amphibien aufweist. „Aufgrund des Wassermangels der letzten Jahre und eines abgelassenen Teiches, der die Amphibien aufnehmen sollte, wird aller Voraussicht die Population in den nächsten Jahren wieder zurückgehen“, ist sich König sicher.

Im Sommer 2017 wurde eine EU-Vertragsverletzungsanmahnung vorbereitet, die mehr Schutz für die Brutvögel in Vogelschutzgebieten im Wald anmahnte. Im Frühjahr wurde nochmals ein Gespräch mit den Forsten (BaySF Forchheim) und dem AELF (Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten) gesucht, welches positive Ergebnisse erbrachte. „Für die dort geschützten Tiere ist nun geplant, Strukturverbesserungen und Lebensräume zu prüfen und dann zu sichern“, so König. „Dieses Zugeständnis unterstützen wir auch, indem wir an einen Abend mit Mitgliedern eine Verhörung im Staatswald zwischen Röttenbach und Baiersdorf durchführen, um den aktuellen Stand an Ziegenmelkern (ein Vogel, der vom Aussterben bedroht ist) heraus zu finden.“ Hartmut Strunz, der Förster im Kreisvorstand, wird die Schulung der Mitglieder übernehmen.

Im Herbst wurde eine große Ausstellung im Schloss Adelsdorf durchgeführt, die Klima und Energiewende zum Thema hatte. Über zwei Wochenenden, einschließlich der Werktage dazwischen wurde die Bevölkerung und Schulen von zwei Ingenieuren informiert. Dazu wurden gängige Ausstellungen des Umweltministeriums eingesetzt, als auch viele Zusatzinformationen durch die Ortsgruppe Adelsdorf aufbereitet. „Auch 2018 im September werden wir diese Ausstellung nochmals mit Erweiterungen anbieten, da das Informationsdefizit zu Klima und Energie noch verringert werden kann“, erläutert König. Zum gleichen Thema fanden auch Gespräche mit Bundestagsabgeordneten der SPD statt, in Kürze auch mit der CSU. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dezentraler Energieversorgung und dem Kohleausstieg.

Auf die aktuell laufende Aktion „Hilfe für Kiebitze“ der Kreisgruppe mit der Unteren Naturschutzbehörde wurde hingewiesen. Das insgesamt auf fünf Jahre angesetzte Projekt soll dem gravierenden Rückgang der Wiesenbrüter Einhalt gebieten. „Erst Ende des Monats kann eine erste Bilanz gezogen werden“, meint König. Aber wohl nicht recht positiv. Er ist sicher, dass das gezeigte Engagement der aktuell 19 Standbeobachter spätestens in vier Jahren auch seine Erfolge feiern wird. „Momentan erhalten wir eine gute Übersicht über die Aktivitäten der Vögel im Landkreis“.

Im Frühjahr 2017 wurden die Rammlerweiher im Naturschutzgebiet Mohrhof nach 50 Jahren durch den BN mit Unterstützung des Landschaftspflegeverbandes wieder reaktiviert. Die beiden Teiche sollen rein dem Naturschutz überlassen werden, also ohne Karpfenbesatz. Der Unterwasserbewuchs wurde durch Fachleute bereits als vielversprechend bewertet.

Ein Hauptpunkt war die Südumfahrung Niederndorf-Neuses. Der Kreisvorsitzende bedankte sich für den Einsatz der Ortsgruppe Herzogenaurach für die Öffentlichkeitsarbeit durch Begehungen und Infostände. Das Gutachten von RegioConsult, das die Kreisgruppe erstellen ließ, „hat nichts mit einer Verzögerungstaktik des BN zu tun, wie der Bürgermeister vorschnell am gleichen Tag der Übergabe des Gutachtens an die Stadt Herzogenaurach äußerte, sondern ist das Bestreben, weg vom individuellen Straßenverkehr zu mehr öffentlichem Nahverkehr zu kommen“, so König.

Im Anschluss berichtete die Geschäftsführerin der Kreisgruppe, Andrea Wahl über die Aktivitäten in den Ortsgruppen. Alles zusammen zeigt der BN im Landkreis eine hohe Präsenz und viele Aktivitäten auf.

Danach folgte der Kassenbericht durch Christoph Reuß. Am Ende gab es einen Vortrag durch die Referentin für Landwirtschaft im BN, Frau Marion Ruppaner. Ihr Thema war „Gut und gesund essen, verantwortlich produzieren und einkaufen“.

Im Vorabendprogramm ab 18:00 Uhr wurde eine kurze Begehung der Südtrasse nahe des Niederndorfer Biotops durchgeführt. Diese endete pünktlich zum Beginn der Jahreshauptversammlung.


14.3.2018 Hilfe für Kiebitze - Start eines mehrjährigen Naturschutzprojektes

Seit mehreren Jahren stellen der BUND Naturschutz (BN) als auch die Behörden fest, dass die Anzahl  unserer Wiesenbrüter im Aischgrund, der Reichen Ebrach und im Seebachgrund dramatisch abnehmen. Daher hat sich aus einer Initiative der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) des Landratsamtes und der Kreisgruppe Höchstadt-Herzogenaurach des BN eine „Hilfe für Kiebitze“ entwickelt, die rechtzeitig zur Rückkehr der Kiebitze nun ihre Arbeit aufgenommen hat.

Die treibenden Personen für dieses Projekt sind Andreas Sehm (UNB) und Helmut König (BN). Sehm zeichnet für die Finanzierung des Projektes, König für die organisatorische Durchführung.

Der Grundgedanke dabei ist folgender: Über sogenannte Standbeobachter, also Personen, die sich an einigen Tagen der Woche von März bis April bereiterklären, auf frühmorgendliche Balzflüge von Kiebitzen in definierten Arealen zu achten, werden die Basisdaten möglicher Standorte für Brutflächen gesammelt. Anhand der gemeldeten Balzflüge finden anschließend die Ornithologen, alles qualifizierte Fachleute, die Brutplätze der Vögel heraus und melden sie an die UNB. Stimmt der Landwirt zu, dass das Nest markiert werden darf und er um die markierten Stellen beim Eggen, Säen oder anderen Bearbeitungen einen Bogen macht, erhält er dafür einen Ausgleich. Der entstehende Produktionsausfall wird ihm finanziell ersetzt. Die Vergütung liegt dabei erheblich über seinem Verlust.

Im Bereich von Mühlhausen über Baiersdorf bis Kairlindach werden 8 Areale beobachtet. Es werden nur Brutplätze auf Ackerflächen beachtet. „Dabei ist das Betreten der Äcker durch die Beteiligten ohne Zustimmung des Landwirts absolut verboten“, betont Sehm ausdrücklich.

In einer gemeinsamen Informationsveranstaltung im Landhotel Drei Kronen in Adelsdorf Mitte Februar mit bisher 35 beteiligten Akteuren aus 32 Standbeobachtern, drei Ornithologen sowie den Administratoren Sehm und König wurden die Grundzüge erläutert. König hat für die Beobachtung ein Online System des NABU, den naturgucker ausgewählt, und diesen so angepasst, dass er für die einzelnen Gruppen als Beobachtungs- und Auswertesystem optimal eingesetzt werden kann. „Durch Setzen von Filtern und Freunden - das sind die Mitbeobachter in einem Gebiet - können die Beobachtungen erheblich übersichtlicher verwaltet werden.“ erläutert König. Dafür hat er sogar eine eigene Bedienungsanleitung für die Beteiligten geschrieben. Über eine Aktivitäten-Liste mittels eines weiteren Online-Tools können die Teilnehmer in ihrem Areal die Beobachtungen koordinieren. Mündliche Absprachen sind aber weiterhin möglich.

„Mittlerweile sind die Kiebitze in unserem Landkreis eingetroffen, und wurden schon zu hunderten auf ihren Rastplätzen gesichtet. Viele fliegen weiter, aber etliche bleiben auch hier, und verteilen sich in den nächsten Tagen im Landkreis.“ erklärt der Ornithologe und Landwirt Thomas Stahl.

Alle Beteiligten hoffen, durch diese Aktion dem Nachwuchs dieser hochgefährdeten Vögel wieder zu mehr Überlebenschancen zu verhelfen. „Durch einen Anstieg an Kiebitzen werden wir sicher auch wieder einen Zuwachs noch gefährdeterer Arten wie Brachvogel, Uferschnepfe und Bekassine erreichen“, hofft König.

Mehr Informationen über die Aktion „Hilfe für Kiebitze“ sind unter hoechstadt-herzogenaurach.bn.de zu finden.

Für Rückfragen:
Helmut König, helmut.koenig@bund.net, 09195-993164
Andreas Sehm, andreas.sehm@erlangen-hoechstadt.de


21.01.2018 - Ernsthafte Bewertung der Aurachtalbahn

Der BN appelliert an Bürgermeister und Stadträte der Stadt Herzogenaurach, die Aurachtalbahn ernsthaft zu prüfen. Eine Pro-Forma-Prüfung nützt nicht einer nachhaltigen Verkehrsstrategie fόr Herzogenaurach fόr die nächsten Jahrzehnte.

In Bürgerversammlung am 05.12.2017 stimmte die Mehrheit der anwesenden Bürger für den Antrag, die Aurachtal Bahntrasse einer ernsthaften Bewertung zu unterziehen. Das fordert auch der BN, die Regierung von Mittelfranken, und wohl auch ein großer Teil der Bevölkerung.
Der BN bittet um eine belastbare Neubewertung für ein Gesamtkonzept eines öffentlichen Nahverkehrs, bei der die Bahntrasse ein wesentlicher Teilbereich ist. Für die Entscheidung der Zustimmung zu einer belastbaren Neubewertung verweist der BN auf eine kursierende 24-seitige Projektstudie eines ausgewiesenen Bahn-Experten (dem Stadtrat und der Presse bekannt), die wesentliche Fakten zur Bahntrasse aufzeigt.

  1. Der Betrieb einer Schienen-Bahn auf der Bestandstrasse ist hochwirtschaftlich, und dies bereits auf Basis der Daten der StUB-Studie von 2012 (sogar noch ohne Berücksichtigung des Siemens-Campus). Die dort ausgewiesenen Nutzerzahlen (5.000/Tag) übersteigen bei weitem die Zahlen vieler Regionalbahnen.
  2. Die Taltrasse ist zu einem Bruchteil der StUB Kosten im niedrigen einstelligen Prozentbereich wiederherstellbar, deutlich weniger als z.B. das geplante Bürgerzentrum gekostet hätte.
  3. Zu diesen Bruchteilkosten in Größenordnungen, die von der Stadt auch allein zu stemmen wären, wäre eine Bund/Länder Förderung wahrscheinlich, da bzgl. des Nutzen/Kosten Indikators eine Marke von mind. 1,0 erwartbar ist.
  4. Der Autor des Projektpapiers sieht die Option einer Kombination mit der StUB L-Variante mit einer Tal S-Bahn als ein sich gut ergänzendes Angebot, final sogar mit einem Ringschluss.
  5. Es ergeben sich weitergehende Zukunftsperspektiven mit Fortsetzung der Taltrasse im Aurachtal.
    Auch die Verkehrsprobleme im Osten von Herzogenaurach verlangen zunehmend Lösungen.
  6. Eine Realisierbarkeit und damit vorzeitige Verkehrsentlastung wäre bereits innerhalb von 5 Jahren möglich, da sich die Grundstücksfrage weitgehend nicht stellt.
  7. Mit Siemens Mobility vor der Haustür bestehen beste Bedingungen zum Einsatz neuester Technologien,
    in der Studie gibt es vielerlei Details dazu.


Der BN appelliert an die Stadträte: Entscheiden Sie für ein Verkehrskonzept für Herzogenaurach, das die Wirtschaftlichkeit und Zukunftsfähigkeit bewertet. Aus unserer Sicht ist das Festhalten am Individualverkehr und einem weiteren Straßenbau kein nachhaltiges Zukunftskonzept.
Stimmen Sie für eine aussagekräftige Bewertung der Bestandstrasse nach dem standardisierten Verfahren, um ein effizientes und zukunftsfähiges Verkehrskonzept für Herzogenaurach zu erhalten.

Für Rückfragen:
Helmut König, 1. Vorsitzender Kreisgruppe
Dr. Horst Eisenack, 2. Vorsitzender Ortsgruppe Herzogenaurach


01.01.2018 - Widerspruch gegen Eisenbahn-Bundesamt

Der BN hat Ende Dezember 2017 Widerspruch gegen die Freistellung von Teilen der Aurachtal-Bahnstrecke bei Herzogenaurach beim Eisenbahn-Bundesamt (Bescheid vom 20.12.2017) eingelegt.

Entgegen des Bescheides des Eisenbahn-Bundesamt in Nürnberg sind wir der Auffassung, dass die Begründung der Landesplanerischen Beurteilung der Regierung von Mittelfranken zum Raumordnungsverfahren (ROV) der Südumfahrung Niederndorf-Neuses nicht gerecht wird. Außerdem wird das Ergebnis einer noch ausstehenden Prüfung einer Alternativstrecke im Planfeststellungsverfahren zur Südumgehung Niederndorf-Neuses durch die Stadt Herzogenaurach vorweg genommen.

In der Landesplanerischen Beurteilung wird bereits im Gesamtergebnis auf Seite 1 folgendes festgehalten: „Die Ortsumfahrung ist so zu gestalten, dass die Einrichtung einer Stadt-Umland-Bahn möglich ist. Darüber hinaus sind die Kreuzungspunkte mit der ehemaligen Bahnlinie Erlangen-Bruck – Herzogenaurach so auszuführen, dass bei Bedarf zukünftig ein elektrischer Betrieb der Linie hergestellt werden kann.“ Dies impliziert ausdrücklich auch einen Bahnbetrieb, der bei gerechtfertigter und kostengünstigerer Nutzung als Personen- oder/und Güterverkehr zu berücksichtigen ist.

Nun hat die Stadt Herzogenaurach in einem früheren Ratsbeschluss außerhalb des Bauleitverfahrens beschlossen, die Nutzung der Aurachtalbahn-Trasse nicht weiter zu verfolgen. Dies war in erster Linie der Tatsache geschuldet, dass aus Sicht der Stadträte ökonomisch wie ökologisch mögliche, aber aus Rücksicht auf die Firma Schaeffler nicht gewollte Varianten frühzeitig aussortiert wurden. Im ROV wurden nicht mögliche Alternativen, sondern lediglich wenig differenzierte Varianten von fast gleichlaufenden Straßenverläufen einer Prüfung unterzogen.

Erst im November 2017 kam der Stadtrat zu der Einsicht, dass dieses Verhalten eventuell Probleme in Bezug zu der Auflage der Landesplanerischen Beurteilung, und somit auch mit dem Raumordnungsgesetz ergeben könnte. Der Herzogenauracher Stadtrat beschloss daher, diese „notwendige Alternative“ nachzuholen, indem ein Auftrag über 160.000 EUR an ein Planungsbüro erging (Pressemitteilung Nordbayerische Nachrichten, 17.11.2017, „Talvariante wieder auf dem Tisch: Eine Prüfung ist erforderlich“), um ein entsprechendes Gutachten noch erstellen zu lassen. Aus unserer Sicht ist dieser Sinneswandel nicht einer tatsächlichen Aufklärung geschuldet, sondern dient lediglich dazu, die rechtlichen Auflagen zu erfüllen.

Eine nicht unerhebliche Wirkung hat daher auch der Bescheid zur Freistellung der Bahnlinie durch das Eisenbahn-Bundesamt. Es besteht die Gefahr, dass das Ergebnis der neuen Untersuchung dadurch bereits in bestimmte Bahnen gelenkt wird. Das kann und sollte nicht im Sinne des Raumordnungsgesetzes sein.

Auch wird die Variante einer StUB oder Bahnlinie über Erlangen Hauptbahnhof-Bahnhof Bruck-Bahnhof Frauenaurach-Bahnhof Herzogenaurach in den Untersuchungen zur StUB von 2012 mit den aktuellen Gegebenheit eines neu entstehenden Siemens Campus im Süden Erlangens überhaupt nicht berücksichtigt. Wegen der sich damit ändernden Streckenbelastungen (Personen/24h) für eine Bahn- oder StUB-Verbindung über das bestehende Bahngleis ist eine Neubewertung des Nutzen-Kosten-Indikators selbst für die StUB unumgänglich, will man den Bürgern eine faktenbasierte Grundlage für ihre Kostenbeteiligung liefern. Und damit könnte auch das Bahngleis wieder benötigt werden, zeigt doch die Nutzen-Kosten-Untersuchung für die StUB nach dem Standardisierten Bewertungsverfahren ab Bahnhof Herzogenaurach eine höhere Streckenbelastung (in Personen/24h) als der StUB-Zweig bis Büchenbach.

Solange diese Entscheidung nicht getroffen ist, sollte auch die Freistellung nicht erfolgen. Der BN bittet daher, den Bescheid unter Berücksichtigung dieser Punkte nochmals zu prüfen und zurückzuziehen.

Für Rückfragen:
Helmut König, 1. Vorsitzender Kreisgruppe
Dr. Horst Eisenack, 2. Vorsitzender Ortsgruppe Herzogenaurach